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 Interview Rheinische Post
Plädoyer für euro-russische Zusammenarbeit
Das mächtige Dreieck Paris-Berlin-Moskau
von Godehard UHLEMANN
(Rheinische Post, 4. Juli 2003)
DÜSSELDORF. Im Vorfeld des von den Amerikanern und Briten geführten Irak-Krieges stimmten sich Paris, Berlin, und Moskau in der Formulierung einer gemeinsamen Oppositionslinie für die Abstimmungen im Weltsicherheitsrat ab. Gut acht Monate zuvor hatte der Franzose Henri de Grossouvre in seinem in Frankreich viel beachteten Buch die These vertreten, diese drei Länder müssten in Zukunft stärker zusammenarbeiten, um ihre geopolitischen, wirtschaftlichen und kulturellen Interessen durchzusetzen und um neben den USA künftig bestehen zu können. Grossouvre lehnt den Begriff der Achse ab, den er geschichtlich als besetzt betrachtet. Aus diesem Grunde spreche er lieber von einem Machtdreieck, meinte er gegenüber unserer Zeitung.
Wenn Deutschland und Frankreich sich einig seien, "sind sie in der Lage die übrigen europäischen Partner zu überzeugen und nachzuziehen", so der Politologe. Gemeinsam mit Russland sei Europa in der Lage, ein gewichtiger Akteur in der Welt zu werden. Ihm sei klar, dass Russland schon wegen seiner Größe nicht in die Europäische Union integriert werden könne, gleichwohl könne sich Moskau an der gemeinsamen EU-Außen- und Sicherheitspolitik beteiligen. Grundlage dafür sei die Interessenlage.
Vorrangig seien heir wirtschaftsfragen. Rußland sei heute für Europa der wichtigste Energieversorger. Das Land verfüge über die größten Gasreserven der Welt. Als Ölproduzent liege es nach Saudi-Arabien an zweiter Stelle. In zehn bis 30 Jahren werde es eine Ölknappheit auf den Märkten geben. Aus diesem Grunde sei eine engere Zusammenarbeit mit Rußland für Europa lebenswichtig. Amerika versuche zwar auch, mit Moskau ins Ölgeschäft zu kommen, doch für Europa sei das Öl sehr interessant wegen relativ kurzer Transportwege.
Grossouvre, der auf der Einladung des Deutsch-Französischen Kreises nach Düsseldorf gekommen war, sieht in der Außenpolitik von Schröder einen Tabubruch gegenüber den USA, den er für richtig hält. "Die wiedervereinigung hat Deutschland aus dem Status eines US-Protektorats befreit." Deutschland könne wieder eine eigenständige Außenpolitik betreiben, ohne sich von den USA abkoppeln zu müssen. Sowohl die deutsche als auch die europäische Politik sei nicht gegen die USA gerichtet. Sie verfolge vielmehr das Ziel einer multipolaren Welt, wie sie schon de Gaulle gefordert habe. Kriegsgefahren gebe es durch die Übermacht eines Einzelnen. Multipolarität verringere sie. Seiner Meinung nach spiele die Zeit nicht für die USA. Chinas Bedeutung wachse, und es werde zum Hauptkonkurrenten Washingtons. "Das neue Zentrum wird der pazifische Raum".
Weitere Informationen: www.paris-berlin-moscou.org


17, juillet 2006
 
 
 
 
 
 
 

 

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